Dienstag, 20. Dezember 2016

Robert Gover: Kitten in der Klemme

Ein Roman kann auch ein Sittengemälde sein. Bei Kitten in der Klemme wird eine beachtliche Doppelmoral sichtbar. Doch zuerst die Story: Ein Politiker, Mr.Pennypacker, verscheidet beim vertraulichen Tête-à-Tête mit einer dunkelhäutigen Prostituierten. Die Leiche des Verblichenen wird in einem Staudamm versenkt, wo sie von Sporttauchern gefunden wird. Soweit die Fakten.
Der Roman beruht auch aus den Schilderungen von James Cartwrigt Holland, einem Public Relations Director in Hook County, der in schönfärberischen Worten alles beschreibt. Ihm gegenüber Kitten, die Bordsteinschwalbe mit dem leichten berlinerischen Akzent, die alles etwas direkter beurteilt.
Als Politiker in Amt und Würden sollte man tunlichst den Platz seines Ablebens etwas skandalfreier gestalten, denn in den 60er Jahren beim Ehebruch mit einer dunkelhäutigen Prostituierten zu verscheiden ist durchaus anrüchig.

Was wissen wir über den Autor: Robert Gover (* 2. November 1929 in Philadelphia, Pennsylvania; † 12. Januar 2015 in Rehoboth Beach, Delaware) wurde von Bob Dylan sehr geschätzt und teilte sich mit seinem Freund Jim Morrison eine Nacht lang eine Zelle in Las Vegas.

Original: Here goes Kitten (New York 1964)

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker

Ein Krimi in der Schule, unmöglich. Naja, nicht ganz. Als das Millenium noch eine Dekade entfernt war, also 1990, da zählte der Richter und sein Henker noch zum Literaturkanon der 9.Klasse eines Gymnasiums. Irgendwie wurde da immer die Kriminalgeschichte gelobt und zusätzlich kam ja auch noch eine moralische Komponente hinein. Wenn ein Kommissar einen Schuldigen nicht für einen Mord direkt bestrafen kann, dann findet er vielleicht einen Umweg. Das erste Verbrechen war 40 Jahre vorher in der Türkei und die persönliche Rache erfolgt nach dem 2.Weltkrieg in der Schweiz. Allerdings wird der Rachegedanken deshalb so spannend, weil sich ein anderer Verbrecher als Henker angedeutet selbst richtet.
Interessant, wie man 25 Jahre später einen Krimi nochmal liest. Damals fand ich ihn eher langweilig; war ja auch Schule; aber jetzt achtet man auf krimitypische Andeutungen. z.b. wenn ein Kommissar gedankenverloren einfach nickt oder sich umdreht und meint, er habe alles gesehen. Daraus lernen wir: Erwachsenenkrimis sind nix für Halbwüchsige und der Richter und sein Henker ist für krimierfahrene Erwachsene konzipiert.

Montag, 5. Dezember 2016

Larry Paul: Zweimal geblitzt - einmal gestorben

Ein klassisches Szenario: Eine reiche Ehefrau und auf der anderen Seite ihr charmanter, aber mittelloser Gatte mit einem Verhältnis, was den untreuen Gatten unter Druck setzt. Wenn die reiche Ehefrau bei einem Unfall verscheidet, dann ist der Ehemann Millionär.
Dummerweise ist so ein Ehemann immer verdächtig.
Also muss es einen Unfall geben, und was wäre hier besser geeignet, als ein Schloßgespenst irgendwo in Schottland. So ein Gespenst kann nur schwer verhaftet werden. Zwei Fragen aber werden gerne vergessen:
1)Von was lebt ein Gespenst?
Was macht ein Gespenst, wenn es nicht spukt?

Originaltitel: Double Exposure

Edward D.Hoch: Immer wenn es regnete

Welchen Job hat ein Verbrecher, der nur bei Regen aktiv ist und ansonsten die Hufe still halten kann? Ist er auf Wasserschlachten geeicht, oder ist er vielleicht anderweitig verhindert? Zudem scheint er über manche Mitmenschen wichtige Infos zu haben. Wer war wann wo und wer hat eine Pistole im Handschuhfach? Für uns heutige Eupopäer etwas ungewöhnlich, aber in den 50er/60er in den USA anscheinend kein allzu überraschender Ort.

Originaltitel: The rainy-day bandit

Samstag, 3. Dezember 2016

Ellery Queen's Kriminalmagazin 32 (gedruckt in Deutschland: 1972)





So jung und tot (Midnight Blue) - Ross MacDonald

Das Ding (The affair at 7, Rue de M.) - John Steinbeck

Madonna hilf! (Fox in the night) - Robert Sommerlott

Geist inbegriffen (Complete with ghost) - August Derleth

Die letzte Pille (The sooey pill) - Elaine Slater

Endspiel (End game) - Polly Podolsky

Immer wenn es regnete (The rainy - day bandit) - Edward D. Hoch

Zweimal geblitzt - einmal gestorben (Double Explosure) - Larry Powell

Verdammt zum Leben (Bloehm's wall) - George Emmett

Pilze gefällig? (The mushroom fanciers) - Lawrence Treat

Mein Mann - mein Mörder (Experiment in personality) - Julian Symons

Der fast perfekte Mord (It just ain't right) - John F.Dreyer



Lawrence Treat: Pilze gefällig?

Pilze sind ein echtes Krimimysterium; in vielen Krimiszenarien wird eine missliebige Person mit Pilzen um die Ecke gebracht. In dieser Geschichte ist es jedoch gänzlich anders. Gemordet wird noch mit einem Messer, und die Pilze sollen lediglich das Alibi für den Mörder bringen. Eine nicht lethale Pilzvergiftung setzt alle ausser Gefecht, denn auf einer Party wird viel Alkohol konsumiert. Wenn diese Pilze nur dann unbekömmlich sind, wenn sie mit Alkohol konsumiert werden, dann wird es natürlich spannend, wenn einer den Alkoholkonsum nur simuliert hat. In so einem Fall sollte man als Mörder aber keine zu extravaganten Alkoholkombinationen bevorzugen. Rum mit Tomatensaft ist extravagant.

Originaltitel: The Mushroom fanciers


George Emmett: Verdammt zum Leben

Was ist eine gerechte Strafe?

In dieser Geschichte wird sind die Fronten gleich geklärt. Der Bösewicht hat den Guten verraten, betrogen, ihm die Frau ausgespannt und ihn zu unrecht 20 Jahre hinter Gitter gebracht. Jetzt wäre diese Sache mit dem biblischen Auge um Auge - Prinzip lösbar. Aber der "Rächer" verfolgt andere Ziele; er weiss, dass der Bösewicht schwer krank ist, und vor Schmerzen schreit. Die schnelle Lösung wäre eine Erlösung der Qualen. Also zeigt sich der "Rächer" ungnädig und erledigt nicht den Bösewicht. Er lässt es die Zeit verrichten und erfreut sich solange bei offenem Fenster den Schmerzschreien des Bösewichtes.

Originaltitel: Bloehm's Wall