Mittwoch, 27. Dezember 2017

Day Keene: Ein Mordsdedektiv

Pulp, wie es sein sollte. Hier wird kein Klischee ausgelassen. Rechtsanwaltsgehilfe stochert in Wespennest und wacht nach ausschweifender Nacht am nächsten Morgen mit Riesenkater in einem Hotel auf und weiss nicht wie er dorthin gekommen ist. Zudem ist er gleich 10 000 Dollar reicher und neben ihm liegt ehebrecherischer Weise eine hübsche junge Dame. Wenn er sich nur an den vorhergehenden Abend erinnern könnte.

Spektakulär: Ein Schreibfehler auf dem Cover. "Mordsdedektiv" - Auf der Rückseite steht es dann wieder richtig. Autor: Gunnar Hjerstedt (1904 - 1969) - schrieb auch Drehbücher - eines "Trouble with the girls" wurde mit Elvis verfilmt. Coole Sprüche: "Hier leben also die alten Säcke, die ihre jungen Frauen langweilen mit Geschichten, als sie noch tolle Hechte waren." (über eine Reichengegend) "Das Leben ist anders als in den Knabenträumen" (wie wahr) "Plötzlich kam der Boden in die Höhe geflogen und knallte mir aufs Gesicht" (nicht so viel trinken :-)

Craig Russel: Blutadler (ein Jan Fabel - Krimi)

Düster und dunkel geht es los. Hierfür ist Hamburg einfach wie geschaffen. Es regnet auch im Sommer permanent und schlechtes Wetter mischt sich mit Mordszenen. Was Londons Krimis der Nebel ist, ist der Regen für Hamburgs Morde. Auf alle Fälle ist es zeitweilig recht unapptitlich und gestorben wird hier auch fleißig.
Dafür gibt es Ausflüge in die Historie der Wikinger zu ihren Sitten und Riten. Wo ist die Verbindung zwischem dem mörderischen Psychopathen. russischen Ex-Afghanistan-Kämpfern, abgehobenen Politikern und dem organisierten Verbrechen im Rotlicht-/Drogen-Millieu? Ein Mann mit Durchblick, Kommissar Jan Fabel, Halb-Schotte, den alle nur den englischen Kommissar nennen, bringt Licht ins Dunkel.

Auf alle Fälle bietet der Roman seitenweise ungute Gefühle, denn mehrmals werden die letzten Minuten der Opfer im inneren Dialog dargestellt.
Da steigt der Abscheu.

Der Autor: Craig Russel - ein schottischer Ex-Polizist, hat aus Zuneigung zur deutschen Sprache bisher 7 Romane zu Hamburgs Kriminalszene veröffentlicht.

Coole Sprüche: Naja, es ist kein amerikanischer Krimi aus den 70ern, daher ist die Coolness eher hanseatisch ausgeprägt.

Der Roman wurde auch verfilmt

Samstag, 15. Juli 2017

Philipp Vandenberg: Das fünfte Evangelium

Die Bibel zählt zu den weit verbreitesten literarischen Stoffen der Erde. Wenn man bedenkt, unter welchem Umständen der Bibelkanon entstanden ist, dann ist es ein leichtes für Autoren mit diesem potentiellen Verschwörungen zu spielen. Da stellt sich die Frage: Gibt es unterschlagenes Material, das vielleicht die Geschichte der Bibel ändern könnte? Zumindest geht es wieder um Jesus... Faszinierend auch das Nebeneinander einer Ehe. Die Hauptakteurin hat keine Ahnung vom Leben Ihres Ehemannes... Beängstigend: Die Kontrolle der "Sekte" in Griechenland.

"Barbaria atque redicentia adiumctum, Barbati basis atrii sacri"

Dem ist nichts hinzuzufügen. Nach dem Roman versteht man die Message....

Freitag, 19. Mai 2017

Theo Pointner: Tore, Punkte, Doppelmord

Wenn es immer wieder Spekulationen gibt, daß die ganze Veranstaltung nur ein organisiertes Verbrechen wäre, dann beim Profifussball. Wenn man bedenkt, welche Summen hier auf dem Spiel stehen, dann ist der Gedanke an halbseidene Machenschaften gar nicht fern.
Der Krimi spielt Anfang der 90er und handelt von heutzutage lächerlichen Summen. Ein Spieler, der seinen ersten Profivertrag unterschreibt, soll nicht mal umgerechnet 2500 Euro verdienen? Das erscheint heute eher weltfremd, aber damals anscheinend noch normal. Es gibt Tote, alkoholisierte Existenzen und Bestechungsversuche. Schuldige scheint es mehr als genügend zu geben, denn im Haifischbecken Profifussball missgönnt man sich das Schwarze unter den Nägeln.

Interessant die Einblicke in das soziale Gefüge einer Mannschaft. Egal welche politische Einstellung, sexuelle Orientierung oder Verhältnis zur ehelichen Treue - entscheidend ist die Leistung auf dem Platz. Der Nebenmann kann der größte Depp sein, aber wenn seine Leistung für Punkte sorgt, dann hilft er allen mit den Prämien. Schwer ist es auch für den ermittelnden Kommissar, der parallel auch noch ein Fan des verdächtigen Clubs ist. Vor allem dann wenn die Kollegen schon frotzeln, dass wenn die Ermittlungen gut verlaufen, nächstes Jahr in der zweiten Liga die Eintrittskarten billiger werden. Mein persönlicher Lieblingsspieler natürlich der sympathische Libero, der eigentlich nur Fussball spielen will, aber schon nach wenigen Tagen Profitum die Abgründe seiner Sportart kennenlernt.

Freitag, 24. Februar 2017

Konsalik: Duell im Eis

Das Genre dieses Buches ist tripolar zu verorten. Es gibt eine, genauer gesagt sogar 2 unglaubliche Liebesgeschichten, einen ordinären Mord und interationale Verwicklungen im kalten Krieg. Der Hauptprotagonist ist ein riesengroér Eisberg, der durchs Meer treibt. Unten wollen die Russen eine Station für U-Boote kaufen, oben errichten die Amerikaner eine Station. Beide Parteien wissen nichts von einander. Die Soldaten und Wissenschaftler/innen leiden auf beiden Seiten an den etwas eingezwängten Verhältnissen. Wenn dann noch Liebesprobleme ins Spiel kommen, dann wird die Sache etwa eng.
Die Konfrontation spitzt sich zu. Plötzlich verschwinden Leute und bei Parteien werden aufeinander aufmerksam. Das Szenario steht kurz der Eskalation. Wir sind in den 80ern; da sieht man diese Konfrontation nicht ganz so entspannt. Der Mord wird irgendwann zur Makulatur, denn Amor Vincit Omnia. Hey, es ist ein Konsalik, da kann man davon ausgehen, dass es nicht zu schlecht in den herzensangelegenheiten endet.

Schönes Zitat: Ein Capitän ist immer entschuldigt.

Samstag, 18. Februar 2017

John Maddox Roberts: Die Catilina-Verschwörung

Ein historischer Roman ist oftmals auch ein guter Krimi. Zumindest dann, wenn er im alten Rom spielt. Schließlich gibt es dort genügend politische Ränkespiele und Intrigen, daß dort immer für kriminelles Treiben gesorgt ist. Decius Caelius Metellus, ein patrizischer Beamter, löst gewaltige Schwierigkeiten in der Hauptstadt. Schwierigkeiten, die das Reich an den Rande des Abgrundes bringen können. Zuerst sind es "nur" ein paar Morde, die auch nicht die hohen Würdenträger des Staates betreffen. Aber nach und nach könnte das Schicksal der Stadt und des gesamten Reiches auf dem Spiel stehen. Der Autor webt geschickt historische Personen wie Catilina ("Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?" kennt man noch aus der Oberterzia) oder auch den von mir so verehrten Dichter Catull. Natürlich gibt es auch die Saturnalien, Wagenrennen, Witze über Cato und dekadente Ägypter. Wer Freude am alten Rom hat, der begeistert sich an den historischen Personen, wie sie lebendig werden. Also nicht Cicero in der Reclam-Ausgabe, sondern eine lebendige Romangestalt. Für meinen persönlichen Geschmack ziemlich stocksteif gezeichnet.

Decius Caelius Metellus ist natürlich auch ein Sympathieträger ersten Ranges. Unbestechlich, aber auch gegenüber den Verlockungen der römischen Damenwelt nicht unbedingt abgeneigt. Ob in einem weiteren Roman wieder Aurelia auftauchen wird? Es wäre Decius eigentlich zu wünschen.