Freitag, 29. Mai 2015

Ross Macdonald: Blondine mit schlechtem Gewissen ( ein Lew Archer Krimi)

Dieser Lew Archer Kurzkrimi ist recht ambivalent. Lew Archer, so der Name des Privatdetektivs, ist eine Gestalt ganz nach meinem Geschmack. Cooles Auftreten, auf der Seite des Gesetzes und nicht um eine schnelle Reaktion verlegen. Diese Geschichte spielt sich nur auf knapp 20 Seiten ab und ist trotzdem vielschichtig. Es ist so ziemlich alles drin, was einen guten Krimi ausmacht. Ein verschrobener reicher Auftraggeber, eine zweilichtige Gestalt in seinem Umfeld, ein leichtes Mädchen... zudem wird der Alkohol dort noch sehr ungeniert konsumiert.

Hinter der Geschichte steckt aber noch mehr als nur ein Mordfall. Eine familienpsychologische Komponente wird eingebaut (Spoileralarm). Zusätzlich wird hier eine Niedergeschlagenheit und Verzweiflung sichtbar. Die Bösen sind in vielen Krimis böse, weil es um Kohle geht. Hier ist es etwas anderes.

Sätze zum Merken:

Wenn ein mutmaßlicher Verbrecher einen höflich bittet zu verschwinden, dann kann man antworten: "Ich bleib hier. Mir gefällts hier. Ich sage immer, es sind die Leute, die die Qualität einer Umgebung ausmachen."

Wenn man in den Lauf einer 32er schaut. "Ich habe hier einen Revolver. Er ist entsichert und ich kann verdammt gut damit umgehen." Dann antwortet man "Herzlichen Glückwunsch"

Was wissen wir über den Autor?
Ziemlich viel... Er hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag: http://en.wikipedia.org/wiki/Ross_Macdonald

Zudem wurde Lew Archer schon von Paul Newman verkörpert.

Kleine Info am Rande: Macdonald ist nicht sein wirklicher Name; sein bürgerlicher Name war: Kenneth Millar. Das erleichtert auch das Detail, dass er mit der Krimiautorin Margret Millar verheiratet war.

Die Romane von Ross Macdonald wurden in Deutschland in 4 verschiedenen Verlagen aufgelegt.

Montag, 4. Mai 2015

Jürgen Alberts: Tod eines Sesselfurzers

9.Teil einer Serie zur Bremer Polizei


Wenn es eine Stadt gibt, die in den letzten Jahren immer mehr in den Focus von Verbrechen gerückt ist, dann ist es Bremen. In den 90ern ging es etwas bescheidener dort zu. Der Schriftsteller Jürgen Alberts hat insgesamt 10 Romane zur Bremer Polizei veröffentlicht. Das Werk "Tod eines Sesselfurzers" bringt einen Journalisten ins Gefängnis und er weiss nicht so recht, welche Rolle in einem großen Intriganten Schachspiel führt. Seine Gegenspieler sind Polizisten, die ihn unbedingt als Fahndungserfolg ins Gefängnis bringen wollen. Ansonsten wird dort kommunalpolitisch manche Sünde begangen. Intrigen, Aussitzen, Beförderungswettstreit usw.

Der Roman liest sich, auch wenn man ihn für einen typischen Regionalkrimi könnte, recht flüssig. Ich war noch nie längere Zeit in Bremen und doch benötigt man keine Stadtkenntnisse.

Genaue Daten zum Buch


Heimlicher Star des Krimis: Grünenberg, der das Dicksein glorifiziert.

Sätze zum Merken: Für eine Verhaftung passt "Leg ihn in Silber". Ansonsten fehlen irgendwie die coolen Begriffe. Liegt vielleicht daran, dass der Krimi nicht im Gangster-Milleu spielt.

Was wissen wir über den Autor?

Der Autor hat insgesamt 10 Romane zur Bremer Polizei veröffentlicht. Eine gewisse Affinität zum Norden lässt sich nicht verbergen.

Die Homepage des Autors


Samstag, 2. Mai 2015

Andreas Anatol: Ein Traum namens Nadine

Ein Aussteigerkrimi in toller Urlaubslandschaft

Wenn ein Dieb mit einer gehörigen Prise Zufall einen hohen sechsstelligen DM-Betrag nach Portugal bringt, um dort das schöne Leben zu genießen, dann ist das noch keinen ganzen Krimi wert. Wenn aber noch eine junge Frau und ein Erotik-Autor zu den Mitprotagonisten zählen, dann wird es schnell kompliziert.

Den Dieb plagen zwei Fragen:

  • Wie verschweige ich meinen Reichtum?

  • Wie baue ich eine neue Existenz auf, um etwaige Spuren aus Deutschland zu verwischen.
Also entsteht ein Geflecht aus Lügen, das lansam reisst. Jeder Mensch hat eine schwache Stunde; doch was verrät er? In diesem Krimi kann man durchaus behaupten, dass kein Protagonist öfter die Wahrheit spricht als erforderlich. Und mit der Wahrheit gehen alle ziemlich sparsam um. Automatisch kommt die Frage auf: Wer sind die Protagonisten eigentlich? Nur von Kolberg erfährt man etwas über seinen Werdegang. Die anderen kommen aus dem Nichts und sind listig, verschlagen oder gutaussehend. Der Krimi schwankt anfangs zwischen den Gefühlen des Diebes für das junge Mädchen und seinem rationalen Verarbeiten seiner zweiten, neueren Existenz. Später schwankt der Dieb über Klippen - doch ich möchte nicht zuviel verraten. Gibt es eine Lösung für das Problem? Lieben und dennoch vernünftig sein, das ist kaum eine Gotte möglich, zumindest dann wenn man Publicus Syrus glauben kann. Wie kann eine ehemaliger Zeitsoldat aus Würzburg dann so eine Dilemma lösen? Sprüche zum Nachdenken: "Irgendwann macht jeder Fehler" - Egal, wie schlecht es aussieht, ein Spruch, nicht nur für Durchhalteverbrecher. "Auf Dich kommt keiner, Du bist viel zu harmlos" - Exzentriker sein ist schön, aber gerade die Unscheinbaren sind in Krimis meist langlebiger. Was weiss man über den Autor: Andreas Anatol ist nur ein Pseudonym. Sein richtiger Name ist Klaus Fröba.

http://www.krimilexikon.de/froeba.htm