Sonntag, 28. Februar 2016

Georg R. Kristan: Schnee im Regierungsviertel (ein Bonn-Krimi)

Ich gestehe freimütig ein, dass ich ein hoffnungslos rückwärtsdenkender Krimileser bin. Ich liebe Krimis, wenn Bonn noch die Hauptstadt ist und sich in Berlin die Geheimdienste treffen.
In "Schnee im Regierungsviertel" ist Bonn netterweise noch die Hauptstadt der BRD. Der West-Ost-Konflikt spielt allerdings eine sehr untergeordnete Rolle. Das Flair dieses Krimis kommt dem Leser dann auch hoffnungslos aus der Zeit gefallen vor. Heroin ist die große Droge und ganz langsam kommt Kokain auf. Die Kriminalbeamten wirken so unamerikanisch harmlos. Keine Gewaltausbrüche, keine Kraftausdrücke. Der Krimi an sich kommt überhaupt nicht bieder rüber. Dafür sorgen schon die aerophilen Lebemänner.

Ein wunderschöner Gegensatz. Bodenständige Beamte vs. Luftikusse mit Drogenverdacht.

Höhepunkt der Geschichte: Der Kriminalhauptmeister bringt den Kunden eines Callgirls, ein angesehender Lobbyist, ins Schwitzen, indem er mit der Befragung seiner Bekannten droht. Vom stolzen Bürohirsch zum Luftballon in weniger als 10 Sekunden.

Was wissen wir über den Autor: Georg R. Kristan ist ein Pseudonym für das Schriftstellerehepaar Georg und Renate Cordts. Georg Cordts war Ministerialdirektor im Bundesernährungsministerium und hatte somit den politischen Background zum Schreiben. Sein erst

er Roman erschien mit 58 Jahren, also durchaus ein Spätberufer als Krimiautor.

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