Donnerstag, 30. Juli 2015

Carroll John Daly: Nicht meine Leiche (ein Race Williams Krimi )

Töchter aus der besseren Gesellschaft werden ermordet, doch den Ermittlern und Schnüfflern gelingt es nicht, die einzelnen Morde in eine logische Verbindung zu bringen. Das ist natürlich dramatisch, denn in der Geschichte treiben sich jede Menge Gesellen, die jeden Krimi bereichern. Zwielichtige Informanten, kaltblütige Killer, abgebrühte Cops, reiche Papas und ein Detektiv, der sich ein bischen in seine Schutzbefohlene verguckt hat. Eigentlich besteht die Geschichte aus 2 Teilen. Schon zur Hälfte bekommt ein Schurke ein Entlüftungsloch in den Kopf, und theoretisch ist die Kundin des Detektivs hinüber, aber dennoch geht es weiter.
Denn manchmal verfolgen den Täter die Sünden der Vergangenheit. Das hat etwas von "Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast". Spannend ist auch die juristische Frage: Darf man einen potentiellen Mörder ausschalten, bevor er seine Tat begangen hat, oder muss man warten, bis er sich durch seine Tat schuldig gemacht hat?
Insgesamt ein echter Knaller, auch die Sprache trifft ins Schwarze.

Zitate zum Verwenden:
"Manchmal wartet eine Ladung Blei oder ein Genickschlag hinter einer offenen Tür."

Montag, 6. Juli 2015

Stuart M.Kaminsky: Zerpflückte Blüten ( ein Toby Peters Krimi )

Ein echter Alptraum; in der Gesellschaft von Unterhaltungskünstlern wird ein Mord zum Schaulauf der cineatischen Eitelkeiten. Wahllos wird der Tod vorinszeniert, In diesen Kreisen ist der Tod ein Schauspiel, das künstlerisch verarbeitet werden soll. Ein Toter und lauter Irre. Niemand erkennt die Realität, alle wollen nur den filmischen Abgang sehen. Keiner trauert, keiner (ausser Toby Peters) kratzt es überhaupt. Verdammt, da ist doch einer ermordet worden, sind wir hier alle bei Kafka?

Nennenswerte Dialog (narrativ):

"Nehmen Sie sich einen Selleriestengel"
- "Nein, ich habe keinen Hunger!"
"Ich habe nicht gesagt, dass Sie ihn essen sollen"

und wenn man kurz vor dem Brüllen ist, knüpft es an mit:

"Ich bin hier der Komiker, sagen Sie ihm das!"

Stephen Greenleaf: Iris ( ein John Marshall Tanner Krimi)

Erschütternd, als junger Vater wird mir ganz anders, wenn ich dieses Werk von Stephen Greenleaf lese. Ein abscheulicheres Verbrechen gibt es nicht. Man sollte Marvin mit brennenden Hirtenspießen verfolgen. Ich würde ihm selbst gerne als literarischen Gegenpart die gerechte Strafe zukommen lassen. Selten fand ich eine Figur so abscheulich. Da graust es sogar dem Teufel.

Zitate für schwierige Zeiten: "Für Dich gibts keine John-Wayne-Stunts mehr" ist eine nette, westernlike Umschreibung für "Tja, mein Freundchen, für Dich ist vorbei!"

"Pieppiep" Gerade die literarische Gestalt des Marvin nimmt kein Blatt vor den Mund und fühlt sich in der Fäkalsprache mit sexuelle Konnotationen zuhause.

Was wissen wir über den Autor:
Stephen Greenleaf scheint kein juristisch unbewanderter Autor zu sein. Der am 17.Juli 1942 in Washington geborene Autor hat in jungen Jahren als Jurist gearbeitet. Folglich ist er ein bischen Tanner, der aus Frust den Anwaltsjob aufgegeben hatte.

"Iris" ist übrigens seine einzige Kurzgeschichte. Leider kenne ich bisher noch nicht mehr Tanner-Geschichten. Laut einem Interview wollte Greenleaf seinen Helden in der 3.Person spielen lassen. Wenn ich sein Interview richtig deute, hat er das kein weiteres Mal getan.