Dienstag, 20. Dezember 2016

Robert Gover: Kitten in der Klemme

Ein Roman kann auch ein Sittengemälde sein. Bei Kitten in der Klemme wird eine beachtliche Doppelmoral sichtbar. Doch zuerst die Story: Ein Politiker, Mr.Pennypacker, verscheidet beim vertraulichen Tête-à-Tête mit einer dunkelhäutigen Prostituierten. Die Leiche des Verblichenen wird in einem Staudamm versenkt, wo sie von Sporttauchern gefunden wird. Soweit die Fakten.
Der Roman beruht auch aus den Schilderungen von James Cartwrigt Holland, einem Public Relations Director in Hook County, der in schönfärberischen Worten alles beschreibt. Ihm gegenüber Kitten, die Bordsteinschwalbe mit dem leichten berlinerischen Akzent, die alles etwas direkter beurteilt.
Als Politiker in Amt und Würden sollte man tunlichst den Platz seines Ablebens etwas skandalfreier gestalten, denn in den 60er Jahren beim Ehebruch mit einer dunkelhäutigen Prostituierten zu verscheiden ist durchaus anrüchig.

Was wissen wir über den Autor: Robert Gover (* 2. November 1929 in Philadelphia, Pennsylvania; † 12. Januar 2015 in Rehoboth Beach, Delaware) wurde von Bob Dylan sehr geschätzt und teilte sich mit seinem Freund Jim Morrison eine Nacht lang eine Zelle in Las Vegas.

Original: Here goes Kitten (New York 1964)

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker

Ein Krimi in der Schule, unmöglich. Naja, nicht ganz. Als das Millenium noch eine Dekade entfernt war, also 1990, da zählte der Richter und sein Henker noch zum Literaturkanon der 9.Klasse eines Gymnasiums. Irgendwie wurde da immer die Kriminalgeschichte gelobt und zusätzlich kam ja auch noch eine moralische Komponente hinein. Wenn ein Kommissar einen Schuldigen nicht für einen Mord direkt bestrafen kann, dann findet er vielleicht einen Umweg. Das erste Verbrechen war 40 Jahre vorher in der Türkei und die persönliche Rache erfolgt nach dem 2.Weltkrieg in der Schweiz. Allerdings wird der Rachegedanken deshalb so spannend, weil sich ein anderer Verbrecher als Henker angedeutet selbst richtet.
Interessant, wie man 25 Jahre später einen Krimi nochmal liest. Damals fand ich ihn eher langweilig; war ja auch Schule; aber jetzt achtet man auf krimitypische Andeutungen. z.b. wenn ein Kommissar gedankenverloren einfach nickt oder sich umdreht und meint, er habe alles gesehen. Daraus lernen wir: Erwachsenenkrimis sind nix für Halbwüchsige und der Richter und sein Henker ist für krimierfahrene Erwachsene konzipiert.

Montag, 5. Dezember 2016

Larry Paul: Zweimal geblitzt - einmal gestorben

Ein klassisches Szenario: Eine reiche Ehefrau und auf der anderen Seite ihr charmanter, aber mittelloser Gatte mit einem Verhältnis, was den untreuen Gatten unter Druck setzt. Wenn die reiche Ehefrau bei einem Unfall verscheidet, dann ist der Ehemann Millionär.
Dummerweise ist so ein Ehemann immer verdächtig.
Also muss es einen Unfall geben, und was wäre hier besser geeignet, als ein Schloßgespenst irgendwo in Schottland. So ein Gespenst kann nur schwer verhaftet werden. Zwei Fragen aber werden gerne vergessen:
1)Von was lebt ein Gespenst?
Was macht ein Gespenst, wenn es nicht spukt?

Originaltitel: Double Exposure

Edward D.Hoch: Immer wenn es regnete

Welchen Job hat ein Verbrecher, der nur bei Regen aktiv ist und ansonsten die Hufe still halten kann? Ist er auf Wasserschlachten geeicht, oder ist er vielleicht anderweitig verhindert? Zudem scheint er über manche Mitmenschen wichtige Infos zu haben. Wer war wann wo und wer hat eine Pistole im Handschuhfach? Für uns heutige Eupopäer etwas ungewöhnlich, aber in den 50er/60er in den USA anscheinend kein allzu überraschender Ort.

Originaltitel: The rainy-day bandit

Samstag, 3. Dezember 2016

Ellery Queen's Kriminalmagazin 32 (gedruckt in Deutschland: 1972)





So jung und tot (Midnight Blue) - Ross MacDonald

Das Ding (The affair at 7, Rue de M.) - John Steinbeck

Madonna hilf! (Fox in the night) - Robert Sommerlott

Geist inbegriffen (Complete with ghost) - August Derleth

Die letzte Pille (The sooey pill) - Elaine Slater

Endspiel (End game) - Polly Podolsky

Immer wenn es regnete (The rainy - day bandit) - Edward D. Hoch

Zweimal geblitzt - einmal gestorben (Double Explosure) - Larry Powell

Verdammt zum Leben (Bloehm's wall) - George Emmett

Pilze gefällig? (The mushroom fanciers) - Lawrence Treat

Mein Mann - mein Mörder (Experiment in personality) - Julian Symons

Der fast perfekte Mord (It just ain't right) - John F.Dreyer



Lawrence Treat: Pilze gefällig?

Pilze sind ein echtes Krimimysterium; in vielen Krimiszenarien wird eine missliebige Person mit Pilzen um die Ecke gebracht. In dieser Geschichte ist es jedoch gänzlich anders. Gemordet wird noch mit einem Messer, und die Pilze sollen lediglich das Alibi für den Mörder bringen. Eine nicht lethale Pilzvergiftung setzt alle ausser Gefecht, denn auf einer Party wird viel Alkohol konsumiert. Wenn diese Pilze nur dann unbekömmlich sind, wenn sie mit Alkohol konsumiert werden, dann wird es natürlich spannend, wenn einer den Alkoholkonsum nur simuliert hat. In so einem Fall sollte man als Mörder aber keine zu extravaganten Alkoholkombinationen bevorzugen. Rum mit Tomatensaft ist extravagant.

Originaltitel: The Mushroom fanciers


George Emmett: Verdammt zum Leben

Was ist eine gerechte Strafe?

In dieser Geschichte wird sind die Fronten gleich geklärt. Der Bösewicht hat den Guten verraten, betrogen, ihm die Frau ausgespannt und ihn zu unrecht 20 Jahre hinter Gitter gebracht. Jetzt wäre diese Sache mit dem biblischen Auge um Auge - Prinzip lösbar. Aber der "Rächer" verfolgt andere Ziele; er weiss, dass der Bösewicht schwer krank ist, und vor Schmerzen schreit. Die schnelle Lösung wäre eine Erlösung der Qualen. Also zeigt sich der "Rächer" ungnädig und erledigt nicht den Bösewicht. Er lässt es die Zeit verrichten und erfreut sich solange bei offenem Fenster den Schmerzschreien des Bösewichtes.

Originaltitel: Bloehm's Wall

Samstag, 16. Juli 2016

Polly Podolsky: Endspiel

Beim Schach ist das Endspiel die wahrhafte Königsdisziplin, die mit Logik und Härte betrieben werden muss, denn alle Vorteile sind pérdu, wenn kein Matt erfolgt.
So belauern sich ein nicht namentlich genannter Professor und sein Schachfreund, ein Arzt, beim tödlichen Ringen um eine Frau. Wird einer der beiden Könige fallen oder wird wird es ein Remis? Einer der Akteure hat Vorteile im Mittelspiel im Kampf um die Dame, aber kann er seinen Vorteil nutzen und es kommt zu einem Remis oder nennt man das Abtausch?


Julian Symons: Mein Mann - mein Mörder

Ok, ich bin ein Fan der Wiener Moderne; deshalb ist mir die Traumnovelle von Schnitzler /Eyes Wide Shut von Stanley Kubrick nicht gänzlich unvertraut. Aber das alles erscheint sehr, sehr surreal. Die Idee dieser Geschichte ist ziemlich simpel: Wenn die Menschen komplett unkenntlich und anonymisiert sind, dann zeigt sich ihr wahrer Geist. Eine Party, auf der alle Leute anonymisiert werden, z.b. durch Latexanzüge und Masken führt dazu, dass es kein Halten mehr gibt. Es wird jede Menge kaputt gemacht, und auch Stühle und Tische aus dem Fenster geworfen. Klingt nach einer extrovertierten Teenie-Party.

Ein Wunder also, dass anscheinend es nach der Veranstaltung zu einer Hochzeit kommt. Man hätte eher wetten können, dass die Gesellschaft sich selbst auslöscht.

Orginaltitel: Experiment in Personality

Kleine Beckmesserei: Der Titel ist etwas irreführend. Denn eigentlich kann man nur spekulieren, dass der spätere Bräutigam (er war anonymisiert) wirklich wusste, wen er da mit dem Messer "kitzelt". Die spätere Braut war eigentlich auch unkenntlich.

Sonntag, 10. Juli 2016

Paul Britton: Das Profil der Mörder



Ein durchaus interessantes Buch über die Realität der Verbrechsbekämpfung. Aber der Krimi-Fan fühlt sich da erst richtig mies. Der Krimi ist irgendwo immer eine Fiktion, die sich vielleicht auf geänderte Art und Weise so ergeben hat, aber kein Tatsachebericht. Viele Krimis spielen in einer längst vergangenen Zeit, also z.b. in den 70ern. Kein literarisches Verbrechen kann, wenn man sich in die Zeit hineinversetzt hat, noch einen unangenehmen Schauer verursachen. Das ist eine längst vergangene Epoche und die meisten Teilnehmer sind 40 Jahre später nicht mehr taufrisch. Die Beschreibung der Suche nach wahnhaften Mördern in der Realität ist eine ganz andere Nummer. Als Krimi-Fan bekommt man da eher Bauchschmerzen.

John Steinbeck: Das Ding

John Steinbeck, genau der, mit einer Nicht-Kriminalgeschichte in Ellery Quenn Kriminalmagazin. Es sei denn, man kann des Mordes an einem Kaugummi bezichtigt werden. Der Kaugummi führt ein Eigenleben und will unbedingt zum Sohn des lyrischen Ichs zurück. Der kann schon nicht mehr schlafen. Doch Papa hat eine Idee. Zuerst kommt der Kaugummi immer wieder zurück, doch dann verendet der Kaugummi; also kein Zombie-Kaugummi.

Originlatitel: The affair at 7 Rue de M.

Schönes Zitat: "Intelligenz ohne Seele als ausgleichendes Element muss böse sein." Das könnte beinahe aus Star Trek stammen. Zumindest wenn die reine Intelligenz als grausam und kalt ansieht.

Ross MacDonald: So jung, so tot ( ein Lew Archer - Krimi )

Wenn Sheakespeare Krimis geschrieben hätte, dann wären sie so wie dieser abgelaufen. Der recht selbstlose Lew Archer klärt in einem Wüstennest einen Mord auf.
Folge: Ein Schuldlos getöteter und ein Selbstmord. Da hätte auch der Barde aus Stratford-upon-Avon seine helle Freude gehabt.
Das Szenario: Ein Wüstenkaff der 50er, eine verschlossene Gesellschaft,eine greifbare, ökonomische Verzweiflung und die meisten hier sind recht versoffen. Einem Cognac kann keiner widerstehen; vielleicht am Vormittag, aber sonst?
Schnell gibt es Verdächtige. Der Kehrer des getöteten Mädchens oder vielleicht dessen Frau, die den untreuen Ehemann temporär verlassen hatte? Nimmt ein Segler ein Stück Seil von seinem eigenen Boot, um ein junges Mädchen zu erdrosseln.

Orginaltitel: Midnight Blue

Sonntag, 19. Juni 2016

Robert F.Dreyer: Der fast perfekte Mord

Eine Vorstellung, die immer wieder die Phatasie anregt, ist der perfekte Mord. In dieser Geschichte wird allerdings der "Mord" neu definiert. Das lyrische "Ich" tötet bereits 2mal, aber spürt keine Befriedigung an der Tatsache, dass niemand einen Mord vermutet. Es muss also ein Motiv vorliegen, sonst ist es nicht der perfekte Mord, sondern nur die Tötung eines Unbeteiligten.
Allerdings scheitert auch der vermeintlich perfekte Mörder, denn manchmal gibt es Details, die auch einen perfekten Plan zum Scheitern bringen. Oder ein Mörder hat schlichtweg einen Komponente nicht in die Schicksalsgleichung eingefügt. Es wird immer dann gefährlich, wenn vermeindliche Routinetagesabläufe von den Leuten nicht eingehalten werden.
Schockierend allerdings, die kühle Berechnung, mit der der Mörder tätig wird.

Robert Sommerlott: Madonna hilf!

In diesem Kurzkrimi lebt die Phantasie der Stereotypen förmlich auf. Der Krimi spielt in der Nähe von Guadalajara. Die Stereotypen könnten auch aus einem 50er Jahre Hollywood stammen.
Es ist heiß, staubig, und die Männer tragen alle Schnurrbart.
Ein kleiner Ladenbesitzer, der sich ringsherum nur Feinde gemacht hat, wird umgebracht. Der ermittelnde Kommissar hat ursprünglich keinen Zweifel, doch dann kommt ihm mit Hilfe der Madonna (!?) die entscheidende Idee. Eis hilft gegen Hitze, und wer eine Eistruhe hat, der kann cool bleiben.
Ein mexikanischer Stereotypentraum; auch "Caramba" wird gerufen. Fehlt nur noch der Tequilla, aber den lässt der Autor weg. Auch im Feiertrubel gibt es nur ein kühles Bier.

Was wird über den Autor wissen: Robert Sommerlott schien sich durchaus mit maxikanischen Gepflogenheiten auskennen, denn er lebte mehr als 20 Jahre dort.

Dienstag, 10. Mai 2016

Gilbert Keith Chesterton: Der rote Mond von Meru ( ein Pater Brown - Krimi)

Ein beliebtes Topos von Pater Brown. Der Verstand gauckelt uns Menschen einen flüchtigen Eindruck vor. Wir nehmen diesen wahr und interpretieren daraus den Lauf der Welt. Wenn dieser Eindruck aber nicht stimmt, dann ist die ganze Welt ein Trugbild. Natürlich nicht für Pater Brown. Dieser lässt sich von flüchtigen Eindrücken nicht verwirren.

Interessant ist hierbei die Betrachtung der exotischen Kulturen. Hier zeigen die Protagonisten das Weltbild des 19. Jahrhunderts. Kulturen, so exotisch sie auch sind, erscheinen wie ein Zoobesuch. Die eigene, britische Kultur ist natürlich überlegen.

Erstaunlich auch, wie Pater Brown einen von ihm überführten Diamantendieb zur Reue bringt. So gibt es zum Schluß keinen Diebstahl und keinen Verbrecher. Da muss ich zwangsläufig an einen gutmütig lächelnden Heinz Rühmann denken.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Thomas Adcock: Feuer und Schwefel (ein Neil Hockaday - Krimi)

Über Künstlerseelen lässt sich viel schreiben, vor allem dann, wenn die Künstlerseele in Abgründe niedertaucht. Im dem Roman läuft es auf einen Showdown hinaus.Geistig verwirrter Künstler vs. Polizist auf Coney Island. Coney Islands hatte früher definitv bessere Zeiten erlebt. So ist das Ende von "Feuer und Schwefel" vergleichbar mit dem dramatischen Finish von "Auf der Flucht" mit Richard Kimble. Gerade die Dualität "Belebter Vergnügungspark = Millionenfache Freude vs. verfallener Vergnügungspark mit Killer regen die Phantasie an.
Detektive Neal Hockaday arbeitet bei der Street Crimes Unit Manahattan, abgekürzt SCUM-Patrol. Hockaday lebt förmlich in der Welt der Verbrecher, käuflichen Damen und schmierigen Zimmervermietern. Insgesamt etwas resigniert ob des verbrecherischen Elends der Welt, aber immer noch motiviert, Verbrecher zur Strecke zu bringen.

Picasso, sein Gegenspieler, läd ihn immer wieder ein, seine "mörderischen" Kunstwerke zu begutachten.
Interessant auch die inneren Monologe des Mörders. Solche Skizzen haben ich schon bei Leutnant Gustl von Schnitzler geliebt. Hock ist in Hochform; er weiss einfach, wie man mit Drohungen und Geld jeden zum Reden bringt. Zum Schluß löst Hock nicht nur den Fall, sondern er ehrt das Andenken des Künstler, Picassos, und verhilft einer in die Jahre gekommenen Bordsteinschwalbe (Chastity)zu einem lebenslangen Wohnrecht.


Coole Sprüche:

(Beim Bestechen) "Zwanzig Dollar frischen jedes Gedächnis auf."


"Wenn New York ein Film wäre, dann wäre er FSK 18"

"Wenn Du nach New York kommst, solltest Du Deine eigene Kreide für die Leichensilhouette mitbringen."

Was wissen wir über den Autor: Thomas Larry Adcock wurde 1947 in Detroit geboren, aufgewachsen ist er in New York. Dank seiner Tätigkeit als Polizeireporter klingt New York so realistisch und melancholisch.

Sonntag, 24. April 2016

Nelson DeMille: Nachtflug

Ein grandioser Thriller; es wäre etwas für Alfred "Master of suspence" Hitchcock gewesen. Verstrickungen innerhalb der amerikanischen Geheimdienste wie im 3.Mann und ein Showdown am 9/11/2001 im World Trade Center. Wow, da würde Hitch wirklich schmunzeln.
Der Film fängt jedoch mit einer Handlung an, die vielleicht nicht unbedingt jugendfrei ist. Da sieht man dann doch den Unterschied zwischen den guten, alten Krimis und modernen Stoffen.

Die Story rund um ein Ehepaar (er Polizist, sie Agentin) bildet ein Bindeglied zwischen dem Abschuß/Absturz einer Passagiermaschine (TWA 800) 1996 und dem 9/11. Sehr spannend, wenn am Tag alles, was im Buch etwas Dreck am sprichwörtlichen Stecken hat, aufs World Trade Center zustrebt.

Sprüche: "Jeder mag Rätsel, mit Ausnahme von Cops; Rätsel, die rästselhaft bleiben, können einem Cop den Tag und die Karriere verderben"

"Reden Sie immer so mit Ihrem Vorgesetzten?"
- "Nur wenn ich ihn an den Eiern habe"

"Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie mal war."




Noch etwas für Literaturfans: Es wird so gar The Arrow and the Song von Henry Wadsworth Longfellow zitiert. I Shot an arrow into the air....

Donnerstag, 21. April 2016

Gilbert Keith Chesterton: Der grüne Mann ( ein Pater Brown - Krimi)

Wie überführt man einen Mörder? Eigentlich ganz einfach: Ein Mörder entlarvt sich durch Details oder er weiss Dinge, die der Mörder nicht wissen darf. Endlich wieder genügend Verdächtige: Heiratsschwindler, persönliche Aufsteigschancen, Sozialneid, hier kann wirklich jeder den alten Admiral getötet haben. Aber wer ist nun der Mörder? Einer der Verdächtigen, oder ist ein ganz anderer der Bösewicht. Mir ist es beim Lesen nicht aufgefallen, aber einem Pater Brown entgeht natürlich nichts. Nicht einmal die Nuance grüne Algen vs. brauner Schlamm.

Wo sterben eigentlich im 19.Jahrhundert die meisten Seeleute? Im Bett oder auf hoher See?

Gilbert Keith Chesterton: Der Fluch des Buches ( ein Pater Brown - Krimi)

Kann ein Buch tödlich sein? Kann ein Buch 5 Menschen auf dem Gewissen haben? Keine Tote aufgrund von moralischen Verderbnissen; nein, als Todesursache würde "Buch" eingetragen werden.

Das kann einem völlig unspiritistischen Detektiv in den Wahnsinn treiben, aber ein Mann der Kirche sieht hier logische, durchaus weltliche Zusammenhänge. Auch diese Pater Brown-Geschichte hat ein nettes Motiv:
Wenn der Mensch das glaubt, was er sieht und wahrnimmt, dann reimt er sich den Rest zusammen.

Interessant: Je weniger Eigenschaften jemand hat, desto unauffälliger wird er.

Ein Novum: Manchmal geht ein Krimi gut aus.

Sonntag, 27. März 2016

Chester Himes: Heiße Nacht für kühle Killer

Ob man mit Platzpatronen jemanden umlegen kann? Anscheinend schon. Sonny, der Hauptverdächtige, scheint dies zu können. Die Hauptfiguren sind Grave Digger und Ed Coffine, die bei den Ermittlungen in Ihrem Element sind. Harlem ist ein harter Ort, also greift man hart durch. Die beiden hätten auch in Pulp Fiction mitspielen können. Coole Sprüche en masse.
Ed Coffine legt einen Provokateur um; ein Bezug auf "die Geldmacher von Harlem". Dort wurde er durch einen Säureangriff entstellt. Deshalb reagiert er jetzt auf Flatuluenz und Parfümspray allergisch. Grave Digger wühlt sich durch die Harlemer Rotlichtszene und bietet kostenlose Zahnbehandlungen an.
Sein Gegenspieler, der sogenannte Scheich, ist allerdings auch nicht ohne. Gewissen oder Skrupel kennt so einer nicht. Man denkt, der Typ hat ein Loch im Kopf, wo bereits das Gehirn ausgetreten ist. Im übrigen Teil des Kopfes reagiert psychopatischer Wahnsinn. Das sogenannte "Sackstecken", da fehlen einem die Worte.
Wenn man Polizisten außer Rand und Band mag, dann ist Grave Digger genau der Richtige.
Hier wird auch mal ein Arm mit einer Feuerwehraxt abgetrennt. Was sagt an da als Armloser? "Warte nur, bis ich meinen Arm finde, er hat noch das Messer in der Hand"

Coole Sprüche:
Wenn man gut sichtbar eine große Waffe trägt: "Die Leute wollen doch auch sehen, mit was auf sie geschossen wird"

Wenn die Verdächtigen nicht parieren: "Ruhe, oder einer von euch kann sich direkt neben euren toten Kumpel legen"

"Du kannst doch nicht auf einen schiessen, nur weil er Dich anfurzt"

"Du siehst aus wie ein Lump" - "Sie gewinnen auch nicht gerade einen Schöhnheitswettbewerb"

"Ich schlage Dich mit meinen Revolver so nieder, dass Deine eigene Hure Dich nicht mehr erkennt" (der Angesprochene ist ein Zuhälter)

"Wenn Gefahr Geld wäre, wäre jeder in Harlem Millionär"


Warum sind die schwarzen Jungs in den Geschichten von Chester Himes so furchtbar naiv?

Samstag, 26. März 2016

L.A.Fortride: Der Westend-Mörder

Eine feine Gesellschaft mit reichen, aber dafür schrulligen Menschen, ist genau das richtige Klima, wo eine gepflegte Mordserie gedeihen kann. Zuerst beginnt die Story an ganz anderer Stelle. Für die Polizisten geht es zuerst zum Frankfurter Bahnhof. Das Bahnhofsviertel hat sich seit 1971, dem Jahr der Veröffentlichung des Romans, nicht entscheidend geändert. In der Elbestrasse sind übelbeleumundete Lokalitäten beheimatet.
Danach spielt sich die Story in Bockenheim ab. Je reicher und finanziell unabhängiger, desto größer sind die Komplexe. Ödipus, Peter-Pan-Syndrom etc. lassen grüßen; ein Psychologe hat die helle Freunde an den Krankheitsbildern. Die dominierenden Frauengestalten, meist kurz vor oder bereits im Rentenalter, werden nach und nach dezimiert. Ist es der Zufallsmord eines Landstreichers und Tagediebs? Ist es der arrogante Pseudoarchitekt ohne Bauten oder ist es das Muttersöhnchen ohne Selbstbewusstsein? Nur eins ist gewiß: Es war nicht Polizeikommisar Malten, den Frl. Bettina nicht allzu unsympatisch findet.
Insgesamt eine sehr atmosphärische Geschichte. Im Bahnhofsviertel spürt man förmlich die Regentropfen auf die Windschutzscheiben der Polizeiautos niederfallen.

Satz zum Merken:
"Warum haben Sie Agatha Berger erstochen und nicht erwürgt?"
- "Weil ihr Hals zu dick war"

Was wissen wir über die Autorin:
L.A.Fortride scheint das Pseudonym für die Autorin Liselotte Appel zu sein. Diese wurde 1921 in Frankfurt geboren und bringt somit die erforderlichen Lokalkenntnisse mit. Die Autorin verdingte sich ansonsten vor allem durch Arzt- und Heimatromane.

Sonntag, 20. März 2016

Chester Himes: Die Geldmacher von Harlem

Erschienen 1957 For Love of Imabelle oder auch: A Rage in Harlem

Endlich mal etwas neues; ein Krimi aus dem afro-amerikanischen Millieu in den USA der 50er. Natürlich nicht irgendwo, sondern in Harlem. "Die Geldmacher von Harlem" spiegeln eine recht rüde Gesellschaftsform wider. Es geht um Gold, Rauschgift auf der einen Seite; Travestie und Gottvertrauen auf der anderen Seite. Parallel gibt es auch die Kombination Gesetzeshüter und Vollidioten vs. rauschgiftsüchtige Verbrecher. Im Harlem der 50er lebt es sich sehr ruppig; kein Ort für Weicheier. Polizisten müssen sich dort anpassen. Die schwarzen Detektive müssen dort tough sein, um ernst genommen zu werden. Das sind Ed Coffin und "Grave Digger". Beide lassen gerne die Samthandschuhe fallen, wenn es hart auf hart kommt.

Ein humoristischer Höhepunkt: Mit dem Leichenwagen durch einen Markt in Harlem - und der Polizeiwagen fährt hinterher.

Spruch: Alles von Grave Digger

Ansonsten:
Der Verdächtige bekommt von Grave Digger und Ed Coffine einen Satz Ohrfeigen_
"Weich? Noch weicher und er wäre gehacktes"

"Sprich schnell, Du hast nicht mehr viel Zeit" zu einem Verdächtigen

"Der Mutterschänder hat sich selbst ins Grab geredet"

"Solang Dein Mädchen im Knast ist, kann sie Dich nicht betrügen"

Was wissen wir über den Autor: Chester Himes, selbst afro-amerikanischen Ursprungs, hatte durchaus Erfahrung mit der kriminellen Atmosphäre. Er verbrachte 8 Jahre wegen bewaffnetem Raubüberfall im Gefängnis.

Der Roman wurde als Harlem Action 1991 verfilmt.


Sonntag, 28. Februar 2016

Georg R. Kristan: Schnee im Regierungsviertel (ein Bonn-Krimi)

Ich gestehe freimütig ein, dass ich ein hoffnungslos rückwärtsdenkender Krimileser bin. Ich liebe Krimis, wenn Bonn noch die Hauptstadt ist und sich in Berlin die Geheimdienste treffen.
In "Schnee im Regierungsviertel" ist Bonn netterweise noch die Hauptstadt der BRD. Der West-Ost-Konflikt spielt allerdings eine sehr untergeordnete Rolle. Das Flair dieses Krimis kommt dem Leser dann auch hoffnungslos aus der Zeit gefallen vor. Heroin ist die große Droge und ganz langsam kommt Kokain auf. Die Kriminalbeamten wirken so unamerikanisch harmlos. Keine Gewaltausbrüche, keine Kraftausdrücke. Der Krimi an sich kommt überhaupt nicht bieder rüber. Dafür sorgen schon die aerophilen Lebemänner.

Ein wunderschöner Gegensatz. Bodenständige Beamte vs. Luftikusse mit Drogenverdacht.

Höhepunkt der Geschichte: Der Kriminalhauptmeister bringt den Kunden eines Callgirls, ein angesehender Lobbyist, ins Schwitzen, indem er mit der Befragung seiner Bekannten droht. Vom stolzen Bürohirsch zum Luftballon in weniger als 10 Sekunden.

Was wissen wir über den Autor: Georg R. Kristan ist ein Pseudonym für das Schriftstellerehepaar Georg und Renate Cordts. Georg Cordts war Ministerialdirektor im Bundesernährungsministerium und hatte somit den politischen Background zum Schreiben. Sein erst

er Roman erschien mit 58 Jahren, also durchaus ein Spätberufer als Krimiautor.

Samstag, 13. Februar 2016

Charles Williams: Der Diamanten-Bikini

Für diese Kriminalgeschichte kann ich nur eine einzige Stileingrenzung machen: Eine heitere Kriminalgeschichte. Das liegt daran, dass die Story aus der Sicht eines 7jährigen Jungen erzählt wird. Eigentlich ist es eine ganz normale Kriminalgeschichte. Schwarzbrenner, ein Kronzeugin (Entkleidungstänzerin) in einem Mafiafall und ein paar Killer mit Maschinenpistolen. Allerdings verwehren sich alle Protagonistem, dem Jungen die harte Wahrheit zu sagen. Alle verstecken sich hinter kindgerechten Formulierungen. So sind die Killer mit Maschinenpistolen nur ein paar Hasenjäger aus der Großstadt. :-)

Zeitweilig zum kaputtlachen!

Satz, den man verwenden kann: "Wie geht´s?" - "Ich hasse Leute, die Fragen stellen" "Auch wenn man sich Jahre nicht gesehen hat?" "Schon wieder eine Frage!"



Originalname der Geschichte: The diamond bikini

Was wissen wir über den Autor:

Charles Williams (* 13. August 1909 in San Angelo; † 7. April 1975 in Los Angeles)

https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Williams_(Schriftsteller,_1909)

Diamond Bikini wurde 1971 in Frankreich unter dem Namen "Fantasia chez les ploucs" mit Lino Ventura in der Hauptrolle verfilmt. Auf deutsch heisst der Film etwas sinnentfremdet: Die Filzlaus kehrt zurück.

Der Diamantenbilkini.